Kurzrezension
Andrej Holm: „Objekt der Rendite. Zur Wohnungsfrage und was Engels noch nicht wissen konnte.“, Karl Dietz Verlag, 2022, 216 S., 16 €

Quelle: Berliner Anstoss 01/2022

Holm umreißt seine sehr gelungene„Politische Ökonomie des Wohnens“ anhand der Schriften von Friedrich Engels zur Wohnungsfrage. Auf dieser Grundlage diskutiert er verschiedene aktuelle Ansätze zur Lösung der Wohnungsfrage, also das Ende von Wohnungslosigkeit, teuren Mieten und dem Profitsystem im Sektor Wohnen insgesamt. Dazu hält Holm mit Engels den Sturz der kapitalistischen Gesellschaftsordnung für unabdingbar, möchte die Wohnungsfrage aber dennoch nicht dem „Geschichtsoptimismus des frühen Marxismus“ überlassen wissen, wonach sämtliche konkreten Probleme nach der sozialistischen Revolution „von selbst“ verschwänden. Der Autor kennt natürlich die Errungenschaften des sozialistischen Systems, vor allem die DDR und ihr Wohnungsbauprogramm, weiß, dass hier bei allen Problemen Wuchermieten und Obdachlosigkeit nicht existierten, schiebt dies jedoch als „ernüchternde“, „krachend gescheiterte“ Erfahrungen beiseite. Um dennoch auf die „Aufhebung des Warencharakters der Wohnversorgung, der Überwindung der Entfremdung in den Wohnverhältnissen und einer Demokratisierung […], der Verringerung der Ungleichheit“ zwischen Wohnungsbesitzern und Wohnenden hinzuarbeiten orientiert Holm statt dessen auf vier Konzepte: Genossenschaften, selbstorganisiertes Bauen und gemeinschaftliches Wohnen, eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit sowie einen kommunalen Wohnungsbau, bei dem Wohnraum als Teil der sozialen Infrastruktur begriffen wird.