Ehrung für Werner SeelenbinderAm 02.08 jährt sich der Geburtstag des Widerstandskämpfers Werner Seelenbinder. Wir treffen uns um 16 Uhr vor der Gedenktafel an dem Haus in der Glatzer Str. 6 in Friedrichshain. Hier lebte Seelenbinder bis er am 4. Februar 1942 von der Gestapo verhaftet wurde.

Werner Seelenbinder wurde am 02. August 1904 in Stettin geboren. Seelenbinder war ein berühmter Arbeitersportler, Ringer (mehrmaliger Deutscher Meister, Olympiateilnehmer 1936) und Kommunist.

Die Familie kam 1909 nach Berlin und bezog eine Wohnung in Neukölln. Werner Seelenbinder nahm nach dem Besuch der Volksschule eine Tätigkeit als Transportarbeiter in der AEG-Fabrik Treptow auf. Viele Jahre litt er unter Arbeitslosigkeit, und er absolvierte nie eine Ausbildung zum Facharbeiter. Dafür trat einem Arbeitersportclub bei und wurde Ringer. Nebenbei studierte Seelenbinder die Schriften von Karl Marx und Lenin und wurde Kommunist. Im Jahr 1928 gewann Seelenbinder bei der Spartakiade in Moskau als einziger deutscher Arbeitersportler einen Wettbewerb. Nach der Rückkehr trat er in die KPD ein und arbeitete hier an der Herstellung von Informationsmaterialien, auch von Flugblättern. Er engagierte sich auch in der Roten Hilfe.

Werner Seelenbinder wurde 1933 von der KPD-Organisation seines Berliner Heimatbezirks beauftragt, sich sportlich für internationale Wettkämpfe zu qualifizieren und die dadurch möglichen Auslandskontakte für die kommunistische Untergrundarbeit zu nutzen. Nach der Machtübernahme der Nazis und der Zerschlagung der Arbeitersportvereine 1933 war er Mitglied der reichsweiten Kampfgemeinschaft Rote Sporteinheit, die vor allem aufgrund von lange bestehenden Kontakten unter häufig parteilosen proletarischen Sportkollegen im Untergrund weiter existieren konnte. Sie leistete antifaschistische Propaganda. 1933 gewann er den ersten von insgesamt sechs Titeln als Deutscher Meister im Ringen des Halbschwergewichts und verweigerte bei der Siegerehrung den Hitlergruß. Daraufhin wurde er von der Gestapo verhaftet und eine Zeit lang eingesperrt. Anschließend bekam er ein Jahr Wettbewerbssperre und wurde aus der Sportvereinigung Ost ausgeschlossen. Bei der Olympiade 1936, als Propagandaveranstaltung der Nazis missbraucht, durfte er wieder antreten. Zu diesem Anlass legten die antifaschistischen Sportler um Seelenbinder Informationen über die tatsächliche Situation im Faschismus in Programmhefte oder informierten ausländische Athleten. Ursprünglich wollte Seelenbinder als Zeichen des Protests bei der Siegerehrung den erwarteten Hitlergruß abermals verweigern und einen antifaschistischen Appell an die internationalen Gäste richten. Allerdings ging der Plan nicht auf. Nach zwei Niederlagen belegte Seelenbinder jedoch nur Platz 4 im olympischen Wettkampf.

Im Jahr 1938 bekam er Kontakt zur Berliner Untergrundleitung der KPD. 1937 und 1938 wurde er bei den Ringer-Europameisterschaften jeweils Dritter in seiner Gewichtsklasse und nutzte seine Sportreisen zum Austausch von Informations- und Propagandamaterial, obwohl er ständig unter Beobachtung der Gestapo stand. 1939 wurde Seelenbinder aus dem Betrieb AEG ausgeschlossen und nach Berlin- Marienfelde in einen Rüstungsbetrieb zwangsverpflichtet. Dort gelang es ihm, eine illegale Widerstandszelle zu organisieren, in der an der Seite deutscher Kommunisten auch polnische Zwangsarbeiter mitwirkten. In jener Zeit intensivierte Seelenbinder seinen Kontakt zu den Mitgliedern der kommunistischen Widerstandsgruppe um Alfred Kowalke. Als die Gruppe zerschlagen wurde, nahm die Gestapo am 4. Februar 1942 auch Seelenbinder fest. Nach über zwei Jahren Haft in verschiedenen Konzentrationslagern und Zuchthäusern wurde er zum Tode verurteilt und am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg enthauptet.

Unter diesem Datum ist Seelenbinders folgender Abschiedsbrief überliefert: „Die Stunde des Abschieds ist nun für mich gekommen. Ich habe in der Zeit meiner Haft wohl alles durchgemacht, was ein Mensch so durchmachen kann. Krankheit und körperliche und seelische Qualen, nichts ist mir erspart geblieben. Ich hätte so gern gemeinsam mit Euch, mit meinen Freunden und Sportkameraden, die Köstlichkeiten und Annehmlichkeiten, die das Leben nach dem Kriege zu bieten hat und die ich jetzt doppelt zu schätzen weiß, erlebt. Es waren schöne Stunden, die ich mit Euch verbrachte. Das Schicksal hat es nun leider nach furchtbarer Leidenszeit anders über mich bestimmt. Ich weiß aber, daß ich in Euren Herzen und dem vieler Sportkameraden einen Platz gefunden habe, den ich immer darin behaupten werde. Dieses Bewußtsein macht mich stolz und stark und wird mich in der letzten Stunde nicht schwächer finden.“